In Olten hat das zweite Erzählbistro an der Fachhochschule Nordwestschweiz stattgefunden. Knapp hundert Personen haben sich zusammengefunden, ihre Lebensgeschichten erzählt und darüber diskutiert, was es für die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Schweizer Geschichte dringend braucht.

Viele Teilnehmende haben ihre Geschichte in den letzten Jahrzehnten für sich behalten, wollten sich und auch ihre Familien vor den schmerzhaften Erinnerungen schützen. Hier nun im Erzählbistro fanden sie einen Rahmen, um über das Erlebte sprechen zu können: «Es ist schön, mit Leuten reden zu können, die einen verstehen auch wenn man nicht alles in Worte fassen kann. Es ist so wichtig, sich mit Menschen austauschen zu können, die nachvollziehen können, was einem widerfahren ist,» sagte eine der Teilnehmenden stellvertretend. Innerhalb der Gruppe herrschte ein grosses Vertrauen, die Gespräche waren tief.

Knapp 70 Frauen und Männer kamen aus der Deutschschweiz, fast 20 Westschweizerinnen und Westschweizer fanden den Weg nach Olten. Viele der Teilnehmenden waren bereits bei der ersten Veranstaltung in Bern mit dabei. In verschiedenen Gruppen erzählten sie sich, was ihnen geholfen hat, trotz der Traumata weiterzuleben. Oder auch wieviel Stärke in diesen Menschen trotz allem schlummerte. Es gab Platz zu berichten, wie die schwierige Kindheit dazu geführt hat, dass man auch später oftmals menschenscheu geblieben ist. Andere erzählten, wie sie auf Personen getroffen sind, die ihnen erstmals Liebe Geborgenheit gegeben haben. Es gab Tränen beim Erzählen der Geschichten. Aber es wurde auch zusammen gelacht.

Nach einem reichhaltigen Mittagessen begaben sich die Gruppen in Workshops. Eine Gruppe fragte danach, wie man im Alter selbstbestimmt leben könne. Verschiedene Wohnformen im Alter von der WG über spezielle Gruppen in Altersheimen bis zum betreuten Wohnen wurde ebenso diskutiert, wie auch der Vorsorgeauftrag als Schutz vor Fremdbestimmung. Bei der Gruppe, die sich mit der «Akteneinsicht» beschäftigte, wurde die Forderung nach Begleitung und Unterstützung bei der oftmals nicht nur schwierigen sondern auch belastenden Aktensuche formuliert. Die dritte Gruppe, welche sich dem Thema «Gegen das Vergessen» widmete, verlangte mehr Präsenz in den Medien und formulierte die Idee, sich als Zeitzeugen in Schulen zu engagieren. Die Gruppe «Die eigene Lebensgeschichte» äusserte den Wunsch nach mehr Netzwerken in den Regionen.

Die Zeit verging wie im Flug. «Es war ein wunderschöner Tag», sagte ein Mann zum Schluss. Er hat seinen Freund, mit dem er vor 70 Jahren im Kinderheim war, hier in Olten wiedergetroffen. Auch solche Geschichten gibt es im Erzählbistro.