Im September begaben sich die Freundinnen und Freunde des Erzählbistros auf einen historischen Stadtspaziergang durch die Stadt Bern.
Der Stadtspaziergang führte zu verschiedenen Schauplätzen des Massnahmen- und Strafvollzugs in der Berner Altstadt. Dank Daniel Schäppi, einem bekannten Berner Historiker, erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer spannende Geschichten zu Vorgängen, die sich hinter den schmucken Sandsteinfassaden abgespielt hatten. Es ging um Vergessenes und Verdrängtes.
So etwa, dass sich am heutigen Bollwerk das sogenannte «Schallenhaus» befand. Das Berner «Schellenwerk» wurde 1615 errichtet und war die erste solche Anstalt auf dem Gebiet der Eidgenossenschaft. Strafgefangene, Frauen und Männer, verrichteten hier Zwangsarbeit und unterstanden einem rigorosen Sanktionsregime. Nahrungsentzug, aber auch Körper- und Prügelstrafen bis hin zu Brandmarkungen waren an der Tagesordnung. Daniel Schäppi erklärte zum Erstaunen aller, dass die heutige Polizeistation beim Waisenhausplatz früher das burgerliche Waisenhaus war, oder auch, dass sich auf dem Kornhausplatz bis 1950 Angehörige des ländlichen Prekariates unter den Augen der städtischen Öffentlichkeit für den Dienst als Knecht oder Magd anboten.
Bittere Geschichten und süsse Apfelkringe
Drei Mal wurde der Stadtspaziergang mit kleinen Gruppen durchgeführt und immer entstanden gute Diskussionen. Die harten Geschichten erschöpften und stimmten traurig. Gut daher, dass man sich am Schluss an langen Tischen bei einer heissen Tasse Kaffee wieder erholen konnte. Die süssen Apfelringe mit der Vanillesauce wirkten Wunder und wurden mit Freude verschlungen. Am Schluss gingen alle gutgelaunt zurück. Mit mehr Wissen über die Geschichte in der Stadt Bern.