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Mit viel Feingespür hat Saschko Steven Schmid die bewegende Geschichte des ehemaligen Verdingkindes Alfred Ryter verfilmt. Nun hat Alfred den Film erstmals auf der grossen Leinwand gesehen, zusammen mit seiner Frau und rund 40 anderen Freundinnen und Freunde des Erzählbistros.

Das Kino Rex in Bern hat diesmal seine Tore extra für das Erzählbistro geöffnet. Gezeigt wird der Dokumentarfilm «Verdinger», der die Lebensgeschichte von Alfred Ryter erzählt. An diesem Dienstagmorgen ist auch Fred selbst anwesend, dies in Begleitung seiner Frau. Den Film hat er erst einmal auf dem kleinen Fernsehen und im Westschweizer Fernsehen gesehen. Das gab eine gewisse Distanz. Sich selbst und seine eigene Geschichte nun auf der grossen Leinwand zu sehen, ist für ihn eine emotionale Herausforderung, wie er sagt. Auch die anderen Gäste, die aus der ganzen Schweiz angereist sind, wissen noch nicht, was der Film bei ihnen auslösen wird. Jeder und jede hat in der Kindheit und Jugend viel Leid erfahren.

Ein Film, der bewegt

Alfred Ryter, heute über 80jährig, ist in Achern bei Frutigen geboren. Alfred und seine fünf Geschwister wurden von ihren Eltern mit viel Liebe und Geborgenheit aufgezogen. Der Vater arbeitete gelegentlich als Rucksackbauer; sie waren arm, hatten aber dennoch die Nestwärme, die sie benötigten. Mit 7.5 Jahren wurde Alfred erstmals verdingt, denn durch die schwere Krankheit seiner Mutter konnte der Vater nicht mehr für alle Kinder sorgen. So beginnt die Verdingzeit, die ihn das Leben lang in jeglicher Form begleitet: Noch heute spürt er den Hunger, die Schläge und die Kälte sowie den Verlust der Eltern.

So wie Fred seine Geschichte im Film erzählt, bleibt kein Auge trocken. Die nachgespielten Szenen mit den herausragenden Darstellern verstärken die Emotionen. Als das Licht langsam wieder angeht, sieht man die Emotionen in den Gesichtern der Kinobesucherinnen und Kinobesuchern.

Angeregte Diskussion

Urs Allemann, Gründer des Erzählbistro, dankt Fred, dass er in diesem Film Zeugnis abgelegt hat. Diesen Film, betont er, müssten so viele wie möglich sehen, sagt er. Berührt ist auch Ursula Schneider Schüttel, die Initiantin der Wiedergutmachungsinitiative. Diese Geschichte zeige exemplarisch, welches Unrecht Betroffene erlitten hätten. Darum sei die politische Aufarbeitung dringend nötig gewesen. Filmemacher Schmid ist der Meinung, dass die Aufklärung noch viel weitergehen müsse und Alfred erwähnt in diesem Zusammenhang die Schulbesuche, die er seit vielen Jahren mache und bei denen er die jüngere Generation auf das Thema sensibilisiere.

Doch bei aller Kraft, die der grossgewachsene Alfred Ryter ausstrahlt – die Verletzungen aus der Kindheit hallen nach. Immer wieder komme ihm das Erlebte hoch, erzählt Alfred, in den Träumen, bei bestimmten Situationen. Die Beziehung zu seiner Ehefrau helfe ihm tagtäglich, sagt er, wie er bei ihren Eltern erstmals Nähe und Geborgenheit erlebt habe. Daraufhin führt eine Frau im Publikum an, dass man dem Schrecken nur die Liebe entgegenstellen könne. Darum sei das Erzählbistro so wichtig, ergänzt ein anderer Betroffener. Hier sei man eine Art Familie, wo man sich gegenseitig stütze.

 

 

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